Alles oder nichts! Auf zum Nachwuchswettbewerb des Spiel des Jahres e.V.
Alles oder nichts! Auf zum Nachwuchswettbewerb des Spiel des Jahres e.V.
6 Minuten
Wir starten in diese Rubrik mit einem kleinen Rückblick. Mein bislang einziger und dennoch wegweisender Ausflug in die Welt der Spieleautoren und Spieleverlage: Im Juni 2018 zum Göttinger Spieleautorentreffen!
2018 beim Nachwuchswettbewerb dabei.
Jetzt geht es los!
Meine Motivation:
Die Meinung von Profis
Ich hatte mir schon in den Jahren zuvor vorgenommen, am Nachwuchswettbewerb „Autoren-Stipendium der Jury SPIEL DES JAHRES“ teilzunehmen. Dieser findet jährlich im Rahmen des Göttinger Treffens statt. Ich wollte endlich wissen: Sind meine Ideen brauchbar? Machen meine Spiele auch anderen Spaß? Oder nur meinen Freunden, die nicht wirklich objektiv sind?
Teilnehmen wollte ich mit meinen beiden Spielen NEUE HELDEN und MAGISTRAR, das damals noch KAMPF DER MAGIER hieß. Was mich bis 2018 ausgebremst hatte: Ich hatte Angst, dass Verlage und Jury diese fantastischen Spielwelten nicht mit denselben Augen sehen wie ich. Ich wollte die NEUEN HELDEN unbedingt als fertige Illustrationen mit zum Wettbewerb nehmen.
Anfang 2018 hatte ich mit Marco endlich einen Illustrator gefunden, mit dem ich auf einer Wellenlänge lag. Er hat meine Ideen zum Aussehen der Helden noch witziger zu Papier gebracht, als ich sie mir in meinem Kopf vorstellen konnte. Ein Freund von mir arrangierte den professionellen Druck des gestalteten Spielmaterials – im letzten Moment: Erst einen Tag vor dem Wettbewerb bekam ich die Spiele ins Hotel geliefert. Ein besonderer Moment! Jetzt konnte nichts mehr schief gehen!
Endlich vor Ort:
Einer von vielen
Am ersten Tag des Spieleautorentreffens war ich tierisch aufgeregt. In einer langen Schlange stand ich vor der Halle. Um mich herum unzählige Spieleentwickler mit ihren Prototypen ... ich fühlte mich nicht mehr allein! Als Spieleautor kommt man sich manchmal wie ein Exot vor; wie oft musste ich von meinem Freundeskreis hören: „Was, du hast ein Spiel entwickelt, wirklich?“ Oder: „Wie kommt man denn auf sooo eine Idee?“
Auf der anderen Seite fühlte ich mich plötzlich ganz klein. Insbesondere als in der Göttinger Mehrzweckhalle die anderen Spieleautoren ihre Spiele auf den Tischen ausbreiteten: Unglaublich tolle Entwürfe, Spielaufbauten, Holz- und Pappkonstruktionen, Zeichnungen sowie Kombinationen aus Smartphone und Brettspiel. Ich dachte mir plötzlich: Wie soll ich mich gegen diese Konkurrenz durchsetzen? Viele Jahre hatten viele Spieler meine Prototypen toll gefunden – Mutmacher, die aber auch alle anderen Autoren hatten. Selbstzweifel kamen auf. Meine großen Ambitionen, es als Spieleautor zu schaffen und meine Spiele irgendwann zu veröffentlichen, schwanden dahin.
Jetzt geht es los:
Der Nachwuchswettbewerb
Dann kam der große Moment: Alle Teilnehmer des Nachwuchswettbewerbs wurden in einen separaten Raum gerufen. Bei diesem Wettbewerb wird nur ein Preis vergeben: Ein Spieleautoren-Stipendium im Wert von 3.000 €. Es ermöglicht dem Gewinner zum Beispiel, hinter die Kulissen eines professionellen Verlags zu schauen und bei einem erfahrenen Spieleautor zu hospitieren. Für den Wettbewerb 2018 hatten elf Spieleautoren schon vorab Beschreibungen und Fotos ihrer Prototypen eingesendet. Fünf von ihnen sollten für das Autoren-Stipendium nominiert werden und am restlichen Wochenende größere Aufmerksamkeit erfahren. Mein Herz begann zu rasen. Mit jedem verlesenen Nominierten schwanden meine Chancen. Doch dann fiel mein Name! Ich war überglücklich!
Als einer der fünf Nominierten bekam ich einen besonderen Platz in der Halle. Im Laufe des Wochenendes lernte ich meine sehr sympathischen Mit-Nominierten kennen. Die großen Spieleverlage setzten sich an meinen Tisch und spielten meine Spiele. Genauso wie die drei Juroren: Paul Schulz, Preisträger 2017, Jens-Peter Schliemann für die Spiele-Autoren-Zunft und Jochen Corts für die Jury „Spiel des Jahres“. Für einen so jungen Spieleautor wie mich war das alles wie ein Traum!
Die Spannung steigt:
Die Preisverleihung
Das große Highlight des Wochenendes: Die Preisverleihung am zweiten Tag. Wieland Herold, der den Nachwuchswettbewerb redaktionell betreute, hielt eine wirklich tolle Laudatio auf jeden Nominierten. Ich hatte längst begonnen, das alles zu genießen. Ein wenig aufgeregt war ich natürlich schon. Und dann ... erreichte ich tatsächlich einen hervorragenden dritten Platz. Entscheidend dafür waren Punkte, die die Juroren zuvor vergeben hatten.
Dass es nicht für den ganz großen Wurf gereicht hat, macht mich kein bisschen traurig. Im Gegenteil: Richard Haarhoff und Katrin Abfalter auf den Plätzen 1 und 2 sind unglaublich kreativ; ich ziehe voller Respekt meinen Hut! Außerdem hat der Gewinner Richard Haarhoff die NEUEN HELDEN angetestet und für toll befunden – das ist fast genauso gut wie ein Sieg! 😉
Davon abgesehen war es ein unvergessliches Wochenende mit viel hilfreichem Feedback. Was am meisten nachwirkt: Die Anerkennung als Spieleautor auf „großer Bühne“, die man auch in dem folgenden Auszug aus meiner Laudatio nachlesen kann. Danke dafür, Göttinger Spieleautorentreffen! Hoffentlich wird es euch noch lange geben!
Das bleibt für immer! Foto: Wieland Herold
Die Spannung steigt! Foto: Wieland Herold
Das bleibt für immer:
Die Laudatio
„Den gebürtigen Thüringer Robert Heller, der vor drei Wochen seinen 38. Geburtstag feiern konnte, hat es von der Weißen Elster an den Rhein nach Ingelheim verschlagen. Von dort aus arbeitet er als TV-Autor und Regisseur mit dem Schwerpunkt Dokus und Reportagen. Auch Heller ist „Spieler aus Leidenschaft“ seit seiner Kindheit. Seit 2010 entwickelt er Spiele. Inzwischen hat er insgesamt 36 Brett- und Kartenspiele in der Schublade, so dass die Auswahl für das Göttinger Autorentreffen sicherlich nicht leicht fiel. Entschieden hat er sich letztlich für das Strategiespiel KAMPF DER MAGIER, an dem er schon seit 2010 feilt. Mit HELDEN BRAUCHT DAS LAND greift er das Thema der Superhelden auf.
Der Magierkampf ist ein Duell, das in unterschiedlichen Arenen ausgetragen wird. Leider wissen die Zauberer vor ihrem Wettstreit nichts über die magische Energie der Arenen und müssen ihre Zauber entsprechend anpassen. Das abstrakte Spiel wird als spannender Mehrheitenkampf über Spielfiguren mit drei verschiedenen Wertigkeiten ausgetragen.
Hellers zweite Idee nimmt das Superhelden-Thema ironisch auf die Schippe. Mit kleinen Aufträgen versuchen die Mini-Batmans Fans zu gewinnen. Da darf eine Oma eskortiert oder ein vermisstes Hündchen gesucht werden. Im Laufe des Spiels gibt es auch Auseinandersetzungen mit der Mafia oder die Helden schlagen aufeinander ein. Er sei ein „guter Entertainer“, meinte die Jury, er erschaffe ansprechende und anregende Spielewelten.“
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Quelle: Spiel des Jahres e.V.
Kompletter Artikel unter: https://www.spiel-des-jahres.de/stipendium/richard-haarhoff-gewinnt-autorenstipendium-2018